Café Central in Wien

Die Wiener Kaffeeszene

Eine kurze Geschichte

Nur wenige Orte haben eine so lange Kaffee-Geschichte wie Wien. Der Wiener Kaffee ist sogar so bekannt, dass er von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe geschützt ist. Stefan Zweig verglich das Institut des Wiener Kaffeehauses einmal mit "eigentlich einer Art demokratischem Klub, der für den Preis einer billigen Tasse Kaffee jedem offen steht, wo jeder Gast stundenlang bei diesem kleinen Angebot sitzen kann, um zu reden, zu schreiben, Karten zu spielen, Post zu empfangen und vor allem eine unbegrenzte Anzahl von Zeitungen und Zeitschriften zu konsumieren".

Die Wiener Kaffeehäuser sind einzigartig in ihrer Tradition. Ein Gast kann stundenlang alleine sitzen und die Zeitung oder anderes Material lesen, ohne Angst zu haben, dass er hinausgehetzt wird. Die Kellner*innen servieren neben dem Kaffee auch Leitungswasser und füllen bei einem langen Aufenthalt das Glas nach. Die Idee dahinter ist, den Gast mit einem beispielhaften Sinn für Aufmerksamkeit zu bedienen. Schriftsteller, Dichter und Revolutionäre waren im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert ein fester Bestandteil der Wiener Kaffeehauskultur. Karl Kraus' Die Fackel soll fast ausschließlich in diesen Kaffeehäusern geschrieben worden sein.

Die Kaffeehäuser der Habsburger waren in der gesamten österreichisch-ungarischen Monarchie allgegenwärtig, auch in Prag, Budapest, Krakau, Triest und Lemberg. Aufgrund des multikulturellen Klimas, das durch das Zusammentreffen von Schriftstellern, Künstlern, Musikern, Intellektuellen, Bonvivants und ihren Geldgebern entstand, bildete sich rund um diese Kaffeehäuser eine lebendige kulturelle Basis. Leider setzten der Holocaust, die nationalsozialistischen Vertreibungen und die nachfolgenden wirtschaftlichen Voraussetzungen des Kommunismus dieser blühenden Multikulturalität in den 1930er Jahren in fast allen Städten außer Wien und Triest ein Ende.

In vielen der älteren Cafés (z.B. Café Central und Café Prückel) wird die traditionelle Atmosphäre des Wiener Kaffeehauses noch heute lebendig gehalten. Abends wird Klaviermusik gespielt und es finden gesellschaftliche Veranstaltungen wie literarische Lesungen statt. In den wärmeren Monaten kann man die Kunden oft draußen in einem Schanigarten sitzen sehen. Die meisten Kaffeehäuser bieten kleine Speisen wie Würstchen sowie klassische Desserts, Kuchen und Torten, wie Apfelstrudel, Millirahmstrudel, Punschkrapfen und die berühmte Linzer Torte an.

Aus dieser langen Geschichte hat Wien ein fast völlig eigenständiges Kaffee-Lexikon hervorgebracht, das sich von dem anderer Orte unterscheidet. Hier versuchen wir, einige der bekannteren und unbekannteren Begriffe zu erklären, die von den oben genannten Schriftstellern und Intellektuellen hervorgebracht wurden, sodass du auf deinen nächsten (ersten) Besuch in Wien vorbereitet bist.

Wiener Kaffee Lexikon 

ADVOCAT:
Auch bekannt als Verpoortoccino, Fliegender Holländer oder Advocat Kaffee. Espresso, Eierlikör, Milchschaum und Schokoladenflocken vereinen sich auf köstliche Weise in einem Glas.

AMADEUS:
Auch bekannt als Mozart. Ein großer Mokka mit Schlagsahne, Pistazienstückchen und Mozart-Likör - ein cremiger Likör auf Basis von Brandy und den Kakaosorten Forastero und Trinitario.

BRULOT:
Zitronen- und Orangenschalen, Zucker, Zimt und Nelken werden mit Grand Marnier übergossen, zusammen mit Kaffee kurz aufgekocht, in Tassen abgeseiht und mit Cognac flambiert.

EINSPÄNNER:
Ein Kaffee mit Zucker und Schlagsahne. Der Name stammt von den Wiener Fiaker-Kutschern, die das Pferd mit einer Hand halten mussten, weshalb ihr Kaffee in einem Becher mit Henkel serviert wurde.

FIAKER:
Ein Einspänner, der mit einem Schuss Kirsch ergänzt wird. Die Menge ist nicht genau bekannt, aber normalerweise werden dem Kaffee 2 cl Kirsch zugesetzt.

FRANZISKANER:
Ein kleiner Mokka mit viel Milch, Zucker, zwei Teelöffeln Schlagsahne und Schokostreuseln, der in einem Spezialitätenglas serviert wird. Die Farbe erinnert an eine Mönchskutte.

GEWÜRZKAFFEE:
Der Boden einer Piccolo-Tasse wird mit Rum bedeckt (Menge nach Wunsch), dort hinein kommen zwei Gewürznelken, dies wird mit heißem, etwas überextrahierten Kaffee wird aufgegossen, nach Geschmack gesüßt und mit einer Zimtstange umgerührt.

JUBILÄUMSKAFFEE:
Ein kleiner Mokka wird zusammen mit 2 cl feinem Kristallzucker, 2 cl Coruba Rum und 2 cl Bananenlikör in ein Stielglas gegeben. Ein Topping aus Schlagsahne erfreut nicht nur das Auge, sondern auch die Geschmacksnerven.

KAFFEE LÄNDLE:
Ein Teelöffel Rohrzucker, Gravensteiner Apfel-Schnaps, Mokkalikör, Zimt und Kardamom werden in heißem Kaffee gemischt und mit einem Schlagobers(Sahne)-Topping gekrönt.

KAISERMELANGE:
Ein verlängerter Mokka wird mit einem Eidotter, zwei Löffeln Honig und einem Schuss Weinbrand vermischt. Das Ei verleiht der Spezialität ihre charakteristische Farbe, da keine Milch verwendet wird.

KAPUZINER:
Ein Mokka wird mit ein paar Tropfen Obers vermischt, bis er die Farbe eines Kapuziner-Mönchsgewandes annimmt, und mit Kakao oder geriebener Schokolade bestreut.

KOSAKENKAFFEE:
Eine ungewöhnliche und abenteuerliche Kombination aus Russland: ein kleiner, starker Kaffee mit flüssigem Zucker, der mit Rotwein und Wodka gestreckt wird.

MARIA THERESIA(NER):
Ein mit flüssigem Rohrzucker gesüßter Mokka mit Orangenlikör. Ein Gupf Schlagobers mit bunten Zuckerstreuseln rundet das Ganze ab.

MAZAGRAN:
Ein eiskalter, starker Mokka mit Maraschinolikör, Gewürzen, flüssigem Zucker und einem Eiswürfel. Geht fast schon als Cocktail durch und ist nach einem Trinkgefäß aus Algerien benannt.

MOKKA:
Die Basis fast aller österreichischen Kaffeegetränke. Der Mokka ist ein kleiner schwarzer Kaffee, der am ehesten an einen italienischen Espresso erinnert, allerdings mit etwas mehr Wasser zubereitet wird. Besonders am Mokka ist, dass die Bohnen des Kaffees meist aus Jemen oder Äthiopien stammen, das ist auch der Grund, warum dieser Kaffee Mokka genannt wird, nach der Ortschaft im Jemen, nahe dem Roten Meer.
Mit dem türkischen oder griechischem Mokka teilt der österreichische Mokka nur wenig Gemeinsamkeiten. Er wird in der Siebträgermaschine zubereitet.

 
OBERMAYER:
Ein großer, gesüßter Mokka, auf dem eine dünne Schicht kalte süße Sahne (Obers) schwimmt. Der heiße Kaffee wird durch die Sahne getrunken, ohne sich damit zu vermischen.

PHARISÄER:
Nicht nur optisch ein Genuss: Mazagran und Pharisäer sind in Wiener Kaffeehäusern echte "Exoten". Die Spezialität aus dem Norden Deutschlands besteht aus starkem (überextrahiertem) Kaffee, Würfelzucker und 4 cl braunem Jamaika-Rum (54 Vol.-%). Garniert mit einer Sahnehaube und Zimt.

RÜDESHEIMER:
Asbach Uralt-Weinbrand wird mit Zucker flambiert und mit Mokka gelöscht. Mit vanillegewürzter Schlagsahne (Schlagobers) und Schokostreuseln wird er in der "Rüdesheimer Tasse" aus Steingut serviert.

SÉPARÉE:
Hat nichts mit dem berühmten Chambre séparée zu tun, im Gegenteil: Kaffee und süße Sahne werden getrennt serviert, sodass der Gast sie nach Belieben mischen kann.

VERLÄNGERTER:
Ein Mokka in der Piccolotasse wird mit heißem Wasser gestreckt. Kann mit Milch oder süßer Sahne getrunken werden. Einer der beliebtesten leichten Kaffees.

WIENER EISKAFFEE:
Vanilleeis wird in ein hohes Glas gegeben, mit kaltem, starkem, gesüßtem schwarzen Kaffee übergossen und mit einer Sahnehaube garniert. Serviert wird der Eiskaffee mit Eiswaffel und Strohhalm.

Während die meisten Kaffeehäuser in Wien von der traditionellen "Kaffeehauskultur" geprägt sind, gibt es auch eine Reihe von Spezialitätenkaffeehäusern, die es wert sind, besucht zu werden.

Wo man in Wien Specialty Coffee bekommt

Balthasar Coffee
Eines der bekannteren Spezialitätencafés in Wien. In der Praterstraße in der Leopoldstadt gelegen, wirst du hier wahrscheinlich keine der Wiener Klassiker finden. Was du hier finden wirst, sind sehr hochwertige, köstliche Espressi. Das unermüdliche Engagement des Unternehmens, trotz des langen Weges vom Bauernhof bis in die Tasse die beste Kaffeequalität zu liefern, ist in jedem Getränk zu spüren. Außerdem gibt es gleich um die Ecke ein ausgezeichnetes Kaffeelabor, in dem jeder, vom Anfänger bis zum Experten, sein Kaffeewissen in Gruppen von 4-6 Personen erweitern kann.

Kaffeefabrik
Das Unternehmen mit Sitz in Wien ist stolz darauf, einen Beitrag zur lokalen Wirtschaft zu leisten und fördert gleichzeitig die Inklusion in seinem vielfältigen Team. Durch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Roasters United legen sie Wert auf umweltfreundliche Praktiken bei der Mülltrennung, dem Druck und dem Versand. Mit ihrem starken Engagement für Qualität wählen sie ihren Bio-Kaffee sorgfältig aus, testen ihn und kontrollieren ihn ständig. Erlebe ihr Engagement für verantwortungsvolle Entscheidungen und schmecke den Unterschied in jeder Tasse.

Gota Coffee
Auf der Mariahilfer Straße im Stadtteil Rudolfsheim-Fünfhaus gelegen, hat sich Gota Coffee von den bescheidenen Anfängen in einem Café mit 8 Plätzen im Jahr 2017, inspiriert durch eine Reise nach Peru, zu einem neuen Standort mit 45 Plätzen und eigener Rösterei entwickelt. Sie glauben fest an das volle sensorische Erlebnis von Kaffee, indem sie Gerüche, Aromen und Geräusche kombinieren, um das bestmögliche Kaffeeerlebnis zu bieten.

Jonas Reindl Coffee Roasters
Der Name stammt von dem Verkehrsknotenpunkt Schottentor, der sich gegenüber dem ursprünglichen Café befindet und von den Wienern wegen seiner Ähnlichkeit mit einer Bratpfanne den Spitznamen "Jonas' Reindl" erhielt. Sie schätzen die vielfältigen Formen, die ein exzellenter Kaffee annehmen kann, und verzichten auf ein einziges Rezept, um sicherzustellen, dass jede Tasse nicht nur köstlich schmeckt, sondern auch in der Lage ist, zu provozieren und angenehme Überraschungen zu bieten. Sie legen großen Wert auf handwerkliches Können und Qualität, was sich in der sorgfältigen Entwicklung individueller Röstprofile und der präzisen Zubereitung zeigt.

Wenn du es nicht nach Wien schaffst, ist unser Endless Summer Espresso mit seinen Noten von warmem, kräftigem Kakao, Melonennuancen und süßem Rohrzucker ein solider Ersatz. Die etwas dunkler gerösteten Bohnen, die für ein volles und intensives Kaffeeerlebnis in deinem Kaffeevollautomaten sorgen, eignen sich auch hervorragend für einen Einspänner oder Kapuziner zu Hause.

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